Die Drums müssen pumpen!
Im achten Teil des Homerecording-Workshops zeigen wir euch Tipps und Tricks, mit denen ihr schnell bessere Ergebnisse beim Mischen von Drum-Spuren erzielt.

Für alle Neueinsteiger: Wir geben wir einen kurzen Überblick zu den vorausgegangenen Workshops. Die Recording-Phase unserer Instrumente und der Stimme ist abgeschlossen. Viele Basics und praktische Tipps zu Mikrofonen, Technik, Produktionspsychologie und Instrumentenkunde wurden thematisiert.
Nun wollen wir lernen, aufgenommene Signale klanglich aufzuwerten und in einen gemeinsamen Kontext zu setzen. Für einen erfolgreichen Mix-Down gibt es nicht den einen richtigen Weg.
Für die Konzeption dieser Workshop-Reihe habe ich mich entscheiden, jede Instrumenten-Gruppe, die wir bislang als Recording-Workshop behandelt haben, separat zu mischen. Am Ende bringen wir alle Busse zusammen. Diese separate Herangehensweise ist eine beliebte Mix-Methode, aber sicherlich nicht die einzig wahre.
Versteht die folgenden Workshops eher als einen Fundus wertvoller Tipps und Erfahrungen, denn als ein in Stein gemeißeltes und unumstößliches Regelwerk. Alle Angaben sind subjektiv und bauen auf Recherche und allgemein bekannten "Faustregeln" auf. Die Tipps sollen euch Orientierung geben und nicht als "Es geht nur so"-Regeln verstanden werden.
Wichtige Plugins für das Home-Recording
Da die wenigsten Musiker im Home-Studio analoges Equipment (EQs, Kompressoren, etc.) besitzen, beschäftigen wir uns in dem Kontext der folgenden Workshops nur mit Plugins.
Zunächst müssen die Spuren importiert und gesichtet werden. Für die Vorbereitungen zum Mix-Down habe ich Logic-X verwendet.
Mixdowns richtig planen
Der erste wichtige Schritt ist das sogenannte Pre-Fader-Metering. Wählt im Menüpunkt "Mix" den Modus "Pre-Fader-Metering" aus. Nun seht ihr auf der Metering-Anzeige eines jeden Channels die Lautstärke vor Erreichen des Faders an. So erkennt ihr, ob ihr das Signal durch Plugins zum Clippen bringt.
Sollte dies der Fall sein, müsst ihr die einzelnen Plug-Ins aus- oder einschalten, um zu überprüfen, welches den zu hohen Pegel verursacht. Wenn es die Gesamtmenge an Plugins ist, nehmt bei allen etwas Output zurück.
Unter "Einstellungen" → "Audio" solltet ihr die I/O-Puffergröße auf den maximalen Wert (1024) setzen. Dadurch gebt ihr eurer CPU genug Zeit, die angewendeten Plugins zu berechnen.
Ist der Wert zu gering – wie es bei Recording-Phasen natürlich gewünscht ist – geht euer System schnell in die Knie. Entweder wird das Abspielen gestoppt oder unangenehme digitale Knackgeräusche sind stark hörbar.
EQ für das Drumkit

Eine strategisch effektive Herangehensweise ist, mit einem mehrbandigen EQ analytisch Störfrequenzen abzusenken. Dies bedarf einiger Erfahrung, da man bei den ersten Malen dazu neigt, zu viel zu reduzieren. In den meisten Fällen will man aber den Grundcharakter des Instruments behalten. Deshalb sollten die Störfrequenzen mit einer engen Kurve abgesenkt werden. Störfrequenzen
sind die, die einen verhältnismäßig lauteren Ton erzeugen, wenn man eine enge Kurve anhebt.
Am besten stellt ihr den EQ vor der Kompression ein. Modernes Gain-Staging, um mehr Saturation zu
erzeugen, erfordert ein mehrfaches Wiederholen von EQ- und Kompressor-Aktivierung.
Jeder EQ und jeder Kompressor arbeitet anders und färbt den Sound auf individuelle Art und Weise. Verschiedene EQs (und auch Kompressoren) im Laufe der Zeit kennenzulernen, kann eure Mix-Down-Skills verbessern.
Praktisch sind Equalizer mit einer graphischen Darstellung des Signals. Daraus lassen sich optisch Rückschlüsse auf betonte und weniger beachtete Frequenzbereich ziehen. Trotzdem solltet ihr euch von euren Ohren und nicht den Augen leiten lassen. Greift auf diese Hilfsmaßnahmen zurück, wenn ihr unschlüssig seid.
Besonders beliebt ist der FabFilter Pro-Q2 oder die DAW-internen EQs.
Es gibt unabhängig vom musikalischen Genre und für die Einzelkomponenten des Kits Standardfrequenzen. Diese sollte man kennen und im Mix-Down checken, da hier viel "Magie" passiert.
Um die 300 bis 500 Hertz hat jeder Kessel und jedes Becken eine Tendenz, zu "pappig" beziehungsweise blechern zu klingen. Bei circa 2 bis 4 Kilohertz lassen sich die Attacks oder Anschläge gut featuren.
EQ für die Kick
Im Bereich 50 bis 80Hertz erhaltet ihr mehr Druck und Bass. Der Kick-Sound liegt meist bei 2,5 bis 5 Kilohertz, Brillanz entsteht häufig bei 10 bis 12 Kilohertz. Ein Low-Cut-Filter ist selten gebräuchlich. Das Kick-Out sollte die Tiefbass-Anteile anheben. Das Kick-In ist für den Attack und die Präsenzen zuständig.
EQ für die Snare
Top:
Eine Anhebung bei 100 bis 250 Hertz kann mehr Bass-Anteile hörbar machen. Bei 1 bis 2 Kilohertz erhöht ihr meist den Charakter (die Eigenresonanz) der Snare. Ein Low-Cut-Filter kann bei maximal 100 Hertz gesetzt werden.
Bottom:
Beim Bottom-Mic solltet ihr einen Low-Cut-Filter unterhalb von 100 Hertz setzen. Bei 3 Kilohertz bis 6 Kilohertz erhöht ihr häufig den Attack und bei über 10 Kilohertz bringt ihr Brillanz rein.
Beachtet aber, dass auch bei den Overheads die Höhen der Snaredrum meist indirekt gefeatured werden, so dass ihr subtile Änderungen beim Snaredrum-Bottom machen solltet.
EQ für die Toms
High-Toms (Rack-Toms 8"-14")
Bei den kleineren Toms können die Bässe im Bereiche 80 bis 110 Hertz angehoben werden. Bei 500 Hertz erzielt man mehr Wärme. Attacks liegen bei bis zu 6 Kilohertz. Ein Low-Cut-Filter kann bei 80 Hertz gesetzt werden.
Low-Toms (Stand-Toms 14"- 18")
Um bei den Bass-Anteilen nachzulegen, kann man bei tieferen Toms runter bis 60 Hertz (18" Floor-Tom) gehen. Hier könnten sich aber Kickdrum und 18" Tom ins Gehege kommen. Einen wärmeren Sound erzeugt ihr im Bereich 500 Hertz.
Attacks liegen bei 2 bis 5 Kilohertz, abhängig von der Größe. Ein Low-Cut-Filter kann bei 60 (16" und 18" Floor-Toms) bis 80 Hertz (14" Floor-Tom) gesetzt werden.

EQs bei den Becken
Bei den kurzen und perkussiven Signalen wie geschlossener Hihat, Shaker, Stack-Cymbals, etc. kann es einen leichteren und luftigeren Groove erzeugen, wenn ihr bei circa 800 Hertz bis 1 Kilohertz etwas reduziert. Hier kann unterhalb von 300 Hertz meist der Low-Cut-Filter gesetzt werden.
Bei 3 Kilohertz betont man das Anschlagsgeräusch. Überhalb von 15 Kilohertz kann man mehr Höhenglanz und seidigen Klang erzeugen.
Eine weitere magische Frequenz für die Präsenz ist 8 Kilohertz. Im Bereich 800 Hertz bis 1,2 Kilohertz wird der Klang beim Anheben meist metallischer.
Ihr solltet euch, wenn möglich, über die beim Recording genutzten Mikrofone informieren. Jedes Mic betont oder reduziert bauartbedingt gewisse Frequenzbereiche.
Overheads absenken
Beachtet beim Shure SM57, dass 5-6 Kilohertz besonders stark betont werden und 400 Hertz auffällig störend sein könnten. Da ein SM57 bei 200 Hertz und ein Sennheiser MD421 bei 100 Hertz einen Dezibel-Abfall verzeichnen, sind Low-Cuts eventuell unnötig.
Bei den Overheads ist es manchmal ratsam, im Hochmitten-Bereich von 1 bis 4 Kilohertz abzusenken, um Platz für die Stimme zu lassen.
Ein beliebter Equalizer für Kick-In und Kick-Out ist der Maag EQ-4 (Plugin-Alliance oder UAD). Desweiteren ist der Solid EQ von Native Instruments für sämtliche Schlagzeug-Komponenten
empfehlenswert. Aus dem Hause Waves sind sowohl die Q-EQs sehr analytisch, als auch der Pro-EQ2 und 3 von FabFilter.
Der API 550B (Waves) und der Maag EQ-4 sind hervorragend für die Anhebung der seidenden Höhen bei 15 bis 20 Kilohertz. Durch psychoakustische Tricks kann man beim Maag EQ-4 bis zu 40 Kilohertz anheben. Das Ganze wird dadurch luftiger, brillanter.
Weitere wertvolle Tipps bekommt ihr im kompletten Artikel der aktuellen SOUNDCHECK-Ausgabe!