Keyboard Korg D1 im Test
Ob zuhause, im Proberaum oder auf der Bühne: Wer sein Piano gern dabei hat, legt vor allem Wert auf Flexibilität. Doch das Korg D1 ist nicht nur kompakt, sondern kann auch mit seinen inneren Werten überzeugen.

Wer nur im trauten Wohnzimmer Klavier spielt, ist mit einem Homepiano bestens bedient. Ganz anders sieht die Sache für Musiker aus, die zwischen der eigenen Wohnung, dem Proberaum und diversen Auftritten pendeln. Sie benötigen ein Instrument, das robust ist und sich vor allem gut transportieren lässt. Da gewinnen Paramater wie Abmessungen oder Gewicht, für die sich ein Homepianist einfach nicht interessiert, ganz schnell an Bedeutung. Umso wichtiger, dass bei den kompakten Keyboards am Ende auch der Inhalt stimmt. Denn was nützt ein schlankes Piano, wenn der Sound niemanden vom Hocker reißt? Mit dem D1 zielt Korg genau in dieses Segment und zeigt, dass kleiner nicht zwangsläufig auch weniger bedeuten muss.
Korg D1 - das Outfit
Klein und schwarz kommt das Keyboard daher. Mit seinen Abmessungen gehört das Korg D1 eindeutig zu den schlankeren Vertretern seiner Gattung. Mit einer Tiefe von lediglich 26,3 cm dürfte sich auch in einem kleinen Zimmer immer ein Platz zum Spielen finden: sei es ohne Ständer auf einer Tischplatte oder mit dem optional erhältlichen stabilen Keyboard-Ständer ST-SV1. Hochkant passt es wiederum in jede Zimmerecke, neben den Schrank oder einfach quer unters Bett (natürlich nur im optional erhältlichen Softcase).
Das Bedienfeld des Keyboards bietet bei aller Sparsamkeit die wichtigsten Zugriffe, die man beim Üben oder auf der Bühne benötigt. Das dreistellige LED-Display ist gut ablesbar, bietet allerdings nur die nötigsten Informationen. Neben einem großen Volumen-Drehregler blickt man direkt auf die 10 wichtigsten Sounds des Keyboards, die direkt angewählt werden können.
Die Leuchttaster informieren stets über den Status und sorgen auch bei schlechteren Lichtverhältnissen für eine gute Orientierung am Keyboard. Zwischen den drei Sound-Bänken kann man mit einem weiteren Taster hin- und herschalten. Weiterhin bietet die Oberfläche Bedienmöglichkeiten für das Metronom, die Effekte, die Song- und Demobibliothek. Der Touch-Button ermöglicht die direkte Einstellung der Anschlagsempfindlichkeit. Einen tieferen Einstieg ins Menü ermöglicht der Function-Button des Korg D1.

Dann eröffnen sich dem Spieler verschiedene Stimmungen, MIDI-Funktionen und weitere Parameter, die man eher selten benötigt.
Insgesamt macht das Keyboard-Gehäuse einen recht robusten Eindruck. Das Styling wirkt modern und aufgeräumt, die mattschwarz-angeraute Oberfläche aus Metall hält auch dem harten Leben auf der Bühne, im Treppenhaus und im Kofferraum stand. Der drahtbügelartige Notenständer, der im Lieferumfang des Korg D1 enthalten ist, lässt sich in zwei kleine Löcher am hinteren Gehäuse anstecken und wieder abziehen.
Die Anschlüsse des Keyboards
Aus Spielersicht links hinten an der Rückseite des Keyboards befinden sich die für die Preisklasse üblichen Line- und MIDI-Verbindungen (jeweils in/out) sowie der Anschluss für das im Lieferumfang enthaltene Damper-Pedal. Auf einen USB-Port, mit dem man noch zeitgemäßer ein Notebook hätte ansteuern können, wurde dagegen verzichtet. Ebenso sucht man vergeblich WiFi- oder Bluetooth-Optionen, wie man sie immer öfter vor allem bei hochpreisigeren Instrumenten findet. Die Botschaft ist klar: Das Korg D1 soll mit den bordeigenen Sounds betrieben werden. Es ist ein Gerät zum Üben und Spielen und weniger geeignet für Tüftler und Sound-Enthusiasten.
Die Stromversorgung erfolgt übrigens über ein externes Netzteil – auch auf diese Weise ließen sich beim D1 noch diverse Gramm einsparen. Ein Kopfhörerausgang befindet sich gut erreichbar an der linken Vorderseite des Gehäuses unterhalb der Tastatur. Dies ist auch insofern gut zu wissen, als das D1 keine eigenen Lautsprecher an Bord hat. Wer hier Musik macht, sollte dies über Kopfhörer tun oder das Instrument zuhause an einen kleinen Verstärker oder auf der Bühne an das vorhandene PA Anlage anschließen. Was auf den ersten Blick wie ein Manko bei der ohnehin nicht besonders opulenten Ausstattung aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als konsequente Produktplanung. Gerade die kompakten Portable Pianos verfügen in der Regel nur über kleine Speaker, die ohne festen Unterbau nur nach oben abstrahlen. Dies lässt nicht nur Klangfülle und Volumen vermissen, sondern führt erfahrungsgemäß dazu, dass viele Spieler auf Kopfhörer setzen. Was bei den professionelleren Stagepianos eine Selbstverständlichkeit ist, sollte einem Kompaktpiano nicht angelastet werden.

Korg D1: die Tastatur
Bei der Keyboard-Tastatur setzt Korg auf den in Japan gefertigten RH3-Typ (RH = Real Weighted Hammer Action). Die Hammermechaniken kommen ihrem akustischen Vorbild sehr nahe, das Spielgefühl ist angenehm, der Druckwiderstand liegt zwischen einem Upright-Piano und einem Konzertflügel. Auch das Repetitionsverhalten kann überzeugen. Wie bei einem Flügel verfügt die Tastatur der Korg D1 über mehrere Zonen mit verschiedenen Gewichtungen. Dies hat zur Folge, dass sich tiefe Töne etwas schwerer und hohe Töne etwas leichter drücken lassen. Akustische Pianisten, die das Korg D1 etwa während der Konzerttournee als Übungsinstrument im Hotelzimmer verwenden, müssen sich aus diesem Grund nicht sonderlich umgewöhnen beim Wechsel zwischen digitalem und akustischem Piano.
Die Schattenseite einer hochwertigen Hammermechanik ist ihr Gewicht. Mit rund 16 kg ist das Korg D1 deutlich schwerer, als es auf den ersten Blick aussieht. Dies widerspricht dem Gedanken von größtmöglicher Flexibilität, denn mit diesem Gewicht lässt sich nicht gerade leichtfüßig hantieren. Qualitätsbewusste Keyboarder und Digitalpianisten werden allerdings diesen vermeintlichen Nachteil in Kauf nehmen, denn die Tastatur des Keyobards bietet einen Spielkomfort, der auf so schlanken Pianos einfach keine Selbstverständlichkeit ist.
Verzichtet wurde bei den Tasten auf eine angeraute Beschichtung. Bei höherpreisigen Instrumenten ist diese heute schon fast Standard und sorgt aufgrund ihrer schweißabsorbierenden Eigenschaft für mehr Grip. Das ist aber kein großer Nachteil. Das Instrument lässt sich hervorragend spielen.
Klangerzeugung beim Korg D1
Zehn Sound-Wahltaster befinden sich im Zentrum des Bedienfelds. Sie erlauben den Zugriff auf
- akustische und elektrische Pianos
- Kirchen- und Jazzorgeln
- Harpsichord und Layersounds
- Streicher
- Chor
Mit dem Bank-Schalter kommt man auf insgesamt 30 Sound-Varianten. Im Zentrum stehen bei einem Stage Piano die verschiedenen akustischen Klaviersounds wie Konzertflügel, Pop-, Jazz- und Rock-Piano sowie Honky-Tonky. Besonders bei den Flügel- und Jazz-Klängen kann das Korg D1 überzeugen. Über Kopfhörer bietet sich ein angenehmes, manchmal etwas gedecktes Obertonspektrum mit angemessenem Attack und einer insgesamt authentischen Hüllkurve.
Feines Pianissimo-Spiel ist mit dem Keyboard ebenso möglich wie ein krachendes Fortissimo. Auch die E-Pianos und Jazzorgeln sind sehr gut zu gebrauchen. Auf Kirchenorgeln-Stimmen wird man seltener zurückgreifen. Eine Beurteilung des Klanges außerhalb der Kopfhörer macht wenig Sinn, da es beim Raumklang maßgeblich auf den verwendeten Verstärker und Speaker ankommt.

Keyboard-Effekte
Die Brillanz des Klangs kann durch den Brilliance-Taster verändert werden: Hält man ihn gedrückt, kann man den entsprechenden Wert durch Drücken der +/- Tasten neben dem Display in drei Stufen verändern. Hall und Chorus des Korg D1 können auf die gleiche Weise in drei Stufen verändert werden. Während die gewählte Brilliance-Einstellung für alle Sounds gilt und bis zum Ausschalten des Instruments aktiviert bleibt, werden Hall und Chorus bei der Auswahl eines neuen Sounds auf die Werkseinstellung zurückgesetzt.
Keyboard-Extras
Das Korg D1 bietet alles an Extras, was man von einem Instrument dieser Preisklasse erwarten kann. So können im Layer-Modus zwei Sounds gleichzeitig gespielt werden. Dabei können allerdings nicht zwei Sounds derselben Taste in unterschiedlichen Bänken zusammen gespielt werden.
Das Bordmetronom lässt sich in Lautstärke, Akzentsetzung, Taktart, Klang und natürlich im Tempo verändern. Darüber hinaus lässt sich das Korg D1 fünf beziehungsweise sechs Halbtöne nach oben oder nach unten transponieren. Finetuning ist in 0,5-Hertz-Schritten möglich und neben der wohltemperierten sind auch acht weitere Stimmungen abrufbar, darunter die pythagoräische, Kirnberger- und Werckmeister-Stimmung.
Zusätzlich dazu liegen die Klänge der akustischen Sound-Banken in gedehnter Stimmung vor, das heißt die unteren Töne sind tendenziell etwas tiefer, die oberen Töne minimal höher gestimmt. Viele Klavierstimmer verwenden diesen Trick auch bei akustischen Instrumenten, da diese dann etwas voller und strahlender klingen.
Fazit: Korg D1
Für ein derart schlankes und kompaktes Keyboard bietet das Korg D1 erstaunlich viel Qualität. Vor allem die Tastatur überzeugt beim Praxistest, und auch die Piano- und Jazzorgel-Sounds sind gelungen. Beim Bedienfeld fährt Korg eine Doppelstrategie und bietet einerseits unaufdringliche Elemente, die im Wohnzimmer nicht allzu technisch wirken. Die wichtigen Direktzugriffe sind angelegt. Dank der beleuchteten Taster ist ihr Status auch bei ungünstigem Bühnenlicht noch gut zu erkennen. Ein echter Allrounder also, dem man angesichts des positiven Gesamteindrucks sein Gewicht auch gut verzeihen kann.
Das Korg D1 im Überblick
- gute Tastatur
- übersichtliches Bedienfeld
- gute Klavier- und Jazzorgel-Sounds
- hohes Gewicht
Vertrieb: Musik Meyer, Korg