Celemony Melodyne 4 Studio
Perfekte Vocals – das wünscht sich so ziemlich jeder Pop-Produzent. Wenn die aufgenommenen Spuren dafür noch ein wenig Unterstützung brauchen, kommt Melodyne ins Spiel. Wir haben mit Melodyne 4 Studio die aktuelle Version für euch getestet.

Wie oft hört man bei Aufnahmen den Produzenten Dinge sagen wie: „Könntest du den letzten Ton etwas länger singen?“ oder „Der Take war richtig gut, aber die eine Stelle hat nicht ganz gepasst!“ Genau: Sehr oft. Was aber tun, wenn die Studiozeit nicht ausreicht, oder der Vocalist einfach keinen besseren Take mehr liefern kann? Dann ist der Produzent auf Hilfe aus seinem Software-Arsenal angewiesen. Und genau hier kommt Melodyne ins Spiel. Das Programm, entwickelt vom Münchner Unternehmen Celemony, kann helfen, aus guten Aufnahmen sehr gute zu machen. Dabei wird es überwiegend für Gesangsaufnahmen eingesetzt – wenn auch nicht nur. Anders als die gängigen AutoTune-Programme hat man bei Melodyne die Möglichkeit, jeden einzelnen Ton zu bearbeiten. Der große Vorteil: Das Feeling des Gesangs geht nicht verloren hinter einem mechanisch klingenden Pitch Correction-Sound á la Cher’s Hit Believe.
Arbeiten mit Meldoyne: erst hören, dann editieren
Zunächst einmal funktioniert Melodyne in der Plugin-Version etwas anders als übliche Plugins. Um die betreffende Spur zu bearbeiten, muss die Software erstmal hören, was auf der Spur liegt. Danach analysiert Melodyne das Gehörte und zeigt das Signal in einer MIDI-ähnlichen Partitur an. Dann erst kann man mit dem Editing beginnen. Mit einer einfachen Tonhöhenkorrektur sorgt Melodyne dafür, dass die gesungenen Töne allesamt richtig sind. Zusätzlich erkennt die Software die Tonart, in der sich das Gesungene befindet. Mit einem Click kann man alle Töne, die nicht zu dieser Tonart gehören, verbieten. Aber Vorsicht! Mit dieser Funktion läuft man mitunter Gefahr, den AutoTune-Effekt hervorzurufen. Wenn man eine Spur aber nur schnell und nicht im Detail bearbeiten will, bietet sich diese Funktion an.
Technische Daten Melodyne 4
- Software: Timing- und Tonhöhen-Korrektur
- Verwendung: als Plugin und im Standalone-Modus
- Erzeugung: von Dopplungen und Harmoniestimmen
- Formate: Standalone / VST2 / AU / AAXnative / RTAS / ARA
- Export: Audio-to-Midi-Funktion und MIDI-File-Export
- Sound-Editor: erlaubt Eingriff in Obertonstruktur
- Bearbeitung: Tempo, Tonhöhe, Vibrato, Tonhöhendrift, Lautstärke, Timing, Time Handles, Attack-Geschwindigkeit und individuelle Notentrennung

Der Klang: organisch statt mechanisch
Sein gesamtes Potenzial entfaltet Melodyne 4 aber nur, wenn man sich jedem Bereich der Spur einzeln widmet. So kann jeder Ton genau dorthin geschoben werden, wo er hingehört. Das ist auch dann noch sinnvoll, wenn die Ausgangsspur schon sehr gut war. Melodyne ist in der Lage, noch ein paar Prozent mehr herauszukitzeln.
Denn dank eines besonderes Features können auch Stimmschwankungen, das Vibrato, innerhalb eines Tones sanft ausgeglichen werden. Was am Ende übrig bleibt, ist ein schlicht gut gesungener Ton, der nicht mechanisch, sondern organisch klingt. In der vierten Melodyne-Version ist übrigens auch wieder das beliebte Feature der verschiedenen Algorithmen enthalten – hat man beispielsweise eine mehrstimmige Aufnahme, ist Melodyne auch in der Lage, das zu erkennen – und dementsprechend darzustellen.
Neues Celemony Feature: Der Sound Editor
Die größte Neuerung in Version 4 der Celemony-Software, die mittlerweile zum Standardarsenal kleiner wie großer Studios gehört, ist allerdings der Sound Editor – auch, wenn man diesen nur in der über 600 Euro teuren Vollversion von Melodyne 4 Studio bekommt. Dank des Sound Editors kann man, auf Basis der wohlbekannten DNA-Technologie, den Klang an sich bearbeiten. Melodyne erkennt darin, aus welchen Teiltönen sich ein Ton zusammensetzt. Bislang konnte die Software Klänge nur melodisch und harmonisch manipulieren. Durch die Zerlegung der einzelen Teiltöne kann man nun auch die klanglichen Zusammenhänge der Musik bearbeiten und verbessern. Im Sound Editor enthalten ist außerdem ein Equalizer, der in Halbtonschritten eingestellt werden kann. Die Harmonics-Funktion bearbeitet die Obertonstruktur jeder einzelnen Note, Synth bearbeitet den Ausgangsklang. Dank dieses Features können auch weniger gut eingesungene Vocal-Parts richtig gut klingen.

Auch für Instrumente geeignet
Dasselbe gilt auch für Instrumenten-Recordings, und hier besonders Piano- und Bassspuren. Melodyne sorgt bei leicht verstimmten Tönen für die richtige Balance und spart so die Arbeit, Teile nochmal aufnehmen zu müssen. Besonders beliebt ist die Software bei Metal-Bassisten, die mit viel Elan spielen und dabei etwas zuviel Bending benutzen. Mit nur wenigen Clicks hat Melodyne den Take hier gerettet.
Fazit Melodyne 4
Mit seiner vierten Version zeigt Melodyne erneut, warum die Software aus der modernen Musikproduktion nicht mehr wegzudenken ist. Zwar spielt das Programm seine Stärken in erster Linie bei cleanem Gesang aus, kann aber auch mit etwas raueren Tönen gut umgehen – sei es eine Stimme oder ein verzerrter Basssound. Eine echte Verbesserung bietet der neue Sound Editor, der Produzenten noch einmal ganz neue Möglichkeiten es Editings eröffnet. Einziges Manko bleibt bei Melodyne weiterhin der relativ hohe Preis für die Studio-Vollversion, die auf der Website für 699 Euro angeboten wird. Kleiner Trost: Abgespeckte Versionen, die ebenfalls schon für echte Verbesserungen bei den Aufnahmen sorgt, gibt es schon ab 99 Euro – für den Homerecording-Bereich ist man mit der Essential-Version schon gut bedient, alle wesentlichen Features sind dabei, das muntere Editieren kann losgehen.
Meldoyne 4 im Überblick
Bewertung
- Unhörbare Pitch-Correction +
- Einfache Benutzeroberfläche +
- Zahllose Editier-Möglichkeiten +
- hoher Preis für die Vollversion -
Vertrieb: Celemony
Preis (UVP): 99-699 EUR
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