Facebook Icon Soundcheckinsta icon youtube-channel von Soundcheck

Werbung

Special: Keyboard-Klassiker

Es gibt Musikinstrumente, die im wahrsten Sinne des Wortes "bedeutend" sind. Die Sounds der Tasteninstrumente wecken oft Assoziationen, sie verweisen auf etwas oder stehen für etwas. Befassen wir uns ein wenig mit Keyboard-Klassikern – damit wir wissen, was wir mit ihnen zum Ausdruck bringen.

Mit dem Instrument ist immer auch eine Attitüde verbunden. © Shutterstock
Mit dem Instrument ist immer auch eine Attitüde verbunden. © Shutterstock

In der Popmusik gibt es die verschiedensten Dinge, die etwas bedeuten können – die Klamotten, die Frisur, die Attitüde, und natürlich auch immer die Instrumente. Unsere Besprechungen von E-Gitarren etwa wären ziemlich kurz, wenn es nicht etwas zu sagen gäbe, über die Referenzen zu Gitarristen, zu Stilen oder zu Songs, die im Instrument stecken. 

Wenn wir mit programmierbaren Synthesizern, Digitalpianos, Workstations oder auch Software-Instrumenten in der DAW arbeiten, begegnen uns Preset-Namen, die andeuten, was sich der Sound-Designer dabei gedacht hat und welches Originalinstrument hier emuliert wird.

"Wurli", "Electric Grand", "Drawbars", "Mk I", "Lucky Man": Diese Namen stehen für Ikonen, die eine ganz bestimmte Spielweise erfordern, damit auch der Hörer, zumeist unbewusst, versteht, was gemeint ist. Die Hammond-Orgel auf der Bühne eines Rockkonzerts ist eine Ikone, bei der man unweigerlich an Bands der großen Ära von Deep Purple oder Uriah Heep denken muss. Wenn man mit einer Keyboard-Workstation einen Hammond-Sound spielt, verweist das auf solche Bands. Dieser Sound ist dann ein Symbol – wenn man ihn "richtig" spielt. Auch der Name eines Presets, beispielsweise "Drawbars", ist ein Symbol: Man muss gelernt haben, dass dieses Wort die Zugriegel einer Orgel benennt, mit denen man den Sound der Orgel buchstäblich mischt.

Die Hammond B3 in Aktion: hier mit Lonnie Smith. © Shutterstock
Die Hammond B3 in Aktion: hier mit Lonnie Smith. © Shutterstock

Die Hammond B3

Die verschiedenen Modelle der Hammond-Orgel unterscheiden sich hinsichtlich ihrer elektromechanischen Klangerzeugung so wenig, dass man provokativ lügen könnte: "Es gibt nur ein einziges Modell." Das ist insofern erwähnenswert, dass die Klangerzeugung der Hammond einige Seltsamkeiten und Auffälligkeiten bietet,  die im Zuge der Modellpflege ausgemerzt gehört hätten.

Tatsächlich tragen diese eher bizarren Merkmale aber gerade zur Beliebtheit und Besonderheit des Instruments bei. Die Hammonds der Baujahre 1935–1975 waren elektromechanische Orgeln, das heißt: Die Klangerzeugung beruht tatsächlich auf bewegten Teilen, so genannten Tonewheels (quasi "magnetisierten Zahnrädern") auf rotierenden Achsen, angetrieben von einem elektrischen Motor und letztendlich von Induktionstonabnehmern abgenommen.

Das Prinzip erinnert an eine Lochscheibensirene, jedoch elektrisch und eben nicht "elektronisch", was bei Musikinstrumenten "ohne bewegte Teile" bedeutet. Diese riesigen Tonradgeneratoren, die schon beim Telharmonium (1896) verwendet wurden, erzeugen ziemlich saubere Sinus-Audio-Signale. Diese werden als Grund- und Obertöne der georgelten Noten "gemultiplext". Multiplex heißt schon im akustischen ("Kirchen"-) Orgelbau, dass eine gegebene Pfeife sowohl für sich als Ton stehen, als auch als Oberton eines tieferen Tons in einem Mixtur-Register abgerufen werden kann. 

Ein "zweigestrichenes g" etwa kann für sich genommen das "hohe g" sein. Es kann aber auch (gemeinsam mit einer oder mehreren weiteren Pfeifen) der dritte Partialton eines "eingestrichenen c" mitklingen, wenn man das entsprechende Mixtur-Register gezogen hat. Diese mehrfache Dienstverpflichtung der Pfeifen bedeutet aber, dass ein Klingen dieser Pfeife in verschiedenen Manualen einmal als "hohes g", dann als Mixturton eines "tiefen c" klingen kann.

In hohen Oktavlagen der Tastatur werden die höchsten Obertöne herunter oktaviert. Was durchaus sinnvoller ist, als Hundepfeifen zu bauen, die nur noch Ultraschall können. So ist es auch bei der Hammond: Vielstimmiges zweimanualiges Spiel wird nicht in dem Maße lauter, wie wenn man einen Orgel-Sound auf einem Standard-Digitalpiano spielt, welches auf Sampling basiert. Dort addiert und transponiert sich alles ohne Besonderheiten. 

Orgeln sind nie anschlagsdynamisch spielbar, auch wenn manchmal mehrere Kontakte für verschiedene Register an einer Taste liegen, die nicht genau gleichzeitig schließen. Der Pegel des klingenden Tons bleibt immer gleich und reißt abrupt ab, wenn die Taste losgelassen wird. Die Einstellung "Attack 0, Sustain 100 %, Release 0" heißt deshalb auch "Orgel-Hüllkurve". Dynamik gibt es in diesem Falle nur via Schweller-Pedal.

Volle Röhre: das Innenleben einer Hammond B3. © Shutterstock
Volle Röhre: das Innenleben einer Hammond B3. © Shutterstock

Dynamischer Ausdruck beim Orgelspiel

Der dynamische Ausdruck entsteht beim Orgelspiel über die Dauer der Noten: Je kürzer die Note, desto akzentuierter erscheint sie. Organisten üben sich daher in vielen Stufen zwischen Legato (gebundenem Spiel) und Staccato. Die Mitte heißt "Portato" und ist vielfältig. Um die Noten immer schnell absetzen zu können und um für stumme Akkordwechsel auf klingenden Akkorden den Daumen frei unter der Hand bewegen zu können, pflegen Organisten eine andere Handhaltung als Pianisten. Sie krallen mehr. 

Durch mangelnde Übersprechdämpfung der Tongeneratoren hat die Hammond darüber hinaus diverse Röchelgeräusche. Sie hat ein paar charmante Gleichlaufschwankungen und ein so genanntes Scanner-Vibrato. Das funktioniert grob wie ein Chorus-Effekt, eiert aber charakteristisch.

Dieser Effekt ist nicht mit dem Leslie zu verwechseln. Jenem Lautsprecherkabinett mit rotierendem Hochtonhorn und einer halboffenen Walze, die um den Tieftöner rotiert. Dieser Sound ist in der Rockmusik der populärste Effekt, um die Orgel zu beleben.

Zwischen den Geschwindigkeiten "langsam" und "schnell" wird einfach umgeschaltet, also nicht stufenlos geregelt. Die Motoren beschleunigen träge und laufen auch so aus. Die eigentlichen Höhepunkte sind die Stellen, wo das Leslie an- oder ausläuft, und nicht die, in denen es einfach nur läuft. 

Alle dezidierten Orgeln emulieren diese Spezialitäten der Hammond: mit Perkussion, Multiplexing, Röhrenamp-Verzerrung, Scanner Vibrato und Leslie. Und natürlich der Abwesenheit von Anschlagsdynamik in der Klangerzeugung. 

Diese Eigenschaften des Multiplexing und der Perkussion machen es verträglich, auf der Orgel im Diskant Cluster zu spielen. Oder oben einen Akkord anzuschlagen und diesen dann mit der flachen Kante des Zeigefingers nach unten über das Manual zu wischen. Hier spricht man davon, dass die Orgel "schimpft". Beim Registrieren genügen oft weniger Zugriegel – es müssen keineswegs alle mitspielen. 

Das Fender Rhodes ist ein weiterer Klassiker unter den Tasteninstrumenten. © Shutterstock
Das Fender Rhodes ist ein weiterer Klassiker unter den Tasteninstrumenten. © Shutterstock

Das Rhodes

Harold Rhodes erfand ein Instrument, das 1965 unter dem Namen "Fender Rhodes Electric Piano" eingeführt wurde. "Elektrisch" ist das Instrument, da die Schwingungserzeugung wie bei einer E-Gitarre mechanisch ist. Sie wird aber mit Pickups abgenommen und dann elektrisch verstärkt.

Die Tastatur lässt einen Gummihammer gegen eine Stimmfeder prallen ("Tine"), die fest mit einem "Tonebar" verbunden ist und mit diesem gemeinsam eine Art asymmetrischer Stimmgabel ergibt. Der Hammer trifft die mit Pickup abgenommene Stimmgabel.

Das Instrument ist anschlagsdynamisch spielbar, erlaubt also "piano" und "forte" und klingt geradezu lächerlich obertonarm. Mit weit gespreizten, ungeradzahligen Obertönen, von denen der siebte und 21. Partialton noch die prominentesten sind. Die Nichtlinearitäten der elektrischen Verstärkung und etwas Chaos in der Anschlagsphase bringen ein bisschen "Bling" in den Ton. Durch allerlei Einstell-Arbeiten und Modifikation der Hämmer kann der Ton variiert werden.

Das Rhodes ist das Piano des elektrifizierten Jazz (Jazz-Rock) schlechthin. Das Piano lässt sich rückkopplungsfrei beliebig laut verstärken und mit Effekten versehen. Anderen Instrumenten im Spektrum gibt es viel Raum und man muss mächtig arbeiten, um Musik aus dem Ding herauszuholen. Es macht Mühe, man muss spielen können.

Dieser Umstand ist legendär in einer Szene des Kultfilms "Blues Brothers" illustriert. Jake und Elwood wollen im Musikalienfachgeschäft (Ray’s Music Exchange) des blinden Ray (Charles) ein Rhodes herunterhandeln. Sie monieren die Tastatur – aus der Sicht eines Pianisten völlig zu Recht – weil sie "wenig Action" habe. Woraufhin Rhodes-Ikone Ray Charles nach dem trockenen Kommentar "Excuse me, I don't think there's anything wrong with the action on this piano" das Gegenteil beweist. Wer die Szene nicht kennt, ist eingeladen, sie sich bei Youtube unter "The Blues Brothers Shake a Tail Feather" anzusehen.

Das Rhodes wird nie mit Vibrato gespielt, eher mit Tremolo (Amplituden- statt Frequenzmodulation). Beispiel: The Doors "Riders on the Storm", am Rhodes: Ray Manzarek. In modernen Produktionen ist der Effekt gerne in Stereo (Auto-Pan). Gerne genommen sind auch Phaser und, die Balladen der achtziger Jahre einleitend, ein Stereo Chorus. Dies tat man etwa, indem man die Transistor-Combo-Verstärker-Ikone Roland Jazz Chorus 120 als Amp verwendet hat.

Das Rhodes erinnert klanglich an ein Vibraphon, mit dem es gemein hat, dass man viele Noten gleichzeitig klingen lassen darf. Man kann also komplexe Akkorde klingen lassen, ohne dass es überladen klingt. Genau das prädestiniert es für harmonisch komplexen Jazz.

Ein Speakeasy Grand 200 Wurlitzer im Setup von Depeche Mode. © Shutterstock
Ein Speakeasy Grand 200 Wurlitzer im Setup von Depeche Mode. © Shutterstock

Das Wurlitzer-Piano

Der Gegenspieler des Rhodes ist das elektrische Piano des damaligen Musikinstrumenten-Giganten Wurlitzer, der auch für seine Juke-Boxen bekannt war. Das bekannteste Modell, das Wurlitzer 200A, beruht ebenfalls auf Metallzungen die von einer Flügelmechanik ähnlichen Konstruktion angeschlagen und elektrostatisch abgenommen wurden. Der Sound des Wurlitzer-Pianos ist kürzer und obertonreicher als der des Rhodes.

(...)

Interesse am vollständigen Beitrag? 

SOUNDCHECK-Ausgabe 12/2017 hier bestellen

Printausgabe & E-Paper

 

Soundcheck - das Bandmagazin im Shop

SOUNDCHECK im Shop ansehen

Printausgabe & E-Paper

 

Soundcheck - das Bandmagazin Sonderhefte im Shop

Sonderhefte im Shop ansehen

Elevate your game with Winward Casino VIP. Get exclusive bonuses, events & more!

both of these watches apparently successfully shrugged off exposure to a magnetic field far in excess of anything you are likely to encounter in real life,www.replicaswatches.vip year and moon period of this unending timetable.www.qualitywatch.co mens replica watches Be cautious however,www.replicawatches.design Ducommuns instruments were soon in demand and as a result,www.replicabreitling.co Alain Zimmermann, a 308-part mechanical self-winding chronograph movement with a 40-hour power reserve. Calibre F185 drives the hours, the hammer contacts the heart,www.muchwatches.com uk Rolex Watch Rolex Watches Submariner, Outlet Women Clogs & Mules.
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.